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Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Graduiertenförderung

Promotionskolleg: Heterogenität und Bildungserfolg – Professionalisierung der Lehrerbildung

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Meine auf Gender und Migration im Kontext von Bildung ausgerichteten Forschungsaktivitäten bündeln sich in dem von mir initiierten (und in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. M. Dresel, Prof. Dr. A. Hartinger, Prof. Dr. M. Rost-Roth und Prof. Dr. W. Schneider bei der Hans-Böckler-Stiftung beantragten) Promotionskolleg ‚Heterogenität und Bildungserfolg‘.

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Der Antrag auf die Einrichtung eines Promotionskollegs an die Hans-Böckler-Stiftung wurde Ende 2008 nach einer persönlichen Vorstellung und Präsentation des Antrages durch die Antragsteller/innen in der Zentrale der Stiftung in Düsseldorf bewilligt. Im Frühjahr bzw. Sommer 2009 erfolgten die Ausschreibung der Stipendien und daran anschließend verschiedene Begutachtungsverfahren. Zu einer positiven Entscheidung über die eingereichten Exposés und der endgültigen Benennung der in die Förderung aufgenommenen Stipendiat(inn)en kam es Ende 2009.

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Mit der Anfang 2010 erfolgten Einrichtung des Kollegs an der Universität Augsburg und der damit verstärkten Förderung junger Nachwuchswissenschaftler/innen in einem innovativen Forschungsfeld war es gelungen, an der Universität Augsburg neue Akzente in der Bildungsforschung zu setzen (Das Kolleg wurde bis Ende 2015 gefördert – leider entschied sich die Stiftung gegen eine beantragte Verlängerung.) Das Promotionskolleg, an dem mehrere Disziplinen (Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie, Grundschulpädagogik und ‑didaktik, Deutsch als Zweit-/Fremdsprache und seine Didaktik) beteiligt waren, zeichnete sich durch eine Einbindung in zwei fakultätsübergreifende Einrichtungen aus, das Zentralinstitut für didaktische Forschung und Lehre (ZdFL) und das Kompetenzzentrum Kultur- und Bildungswissenschaft (KKB). Diese institutionelle Verortung ermöglichte in einem breiten thematischen Feld einen interdisziplinären Austausch und verschiedene Kooperationsmöglichkeiten.

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Zielsetzung

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Ausgangspunkt für die Zielsetzungen des Kollegs waren die mit den heterogenen Voraussetzungen junger Menschen (vornehmlich in Bezug auf die kulturelle und/oder ethnische Herkunft, den familiären und sozialen Hintergrund, das Geschlecht) einhergehenden bildungsbezogenen Ungleichheiten, wie sie in den verschiedenen internationalen Schulleistungsstudien (aktuell PISA 2009) aufgezeigt wurden (vgl. zsfd. Herwartz-Emden, Schurt & Waburg, 2010). Wenn – wie in Deutschland – Heterogenität in askriptiven Merkmalen und Heterogenität in den Ergebnissen von Bildung systematisch verknüpft sind, ist es dringend gefordert, die Ursachen dieses Zusammenhangs aufzudecken und Handlungsmöglichkeiten zu explorieren. Damit rücken u.a. die Kompetenzen der Lehrpersonen in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses, insbesondere mit Blick darauf, wie pädagogische Professionalisierung besser an die mit der zunehmenden ‚Vielfalt‘ verbundenen Anforderungen des Schulalltags angepasst werden kann. Diese Dimension von Heterogenität in Bildungsprozessen und im Bildungssystem wird im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs zwar verstärkt wahrgenommen und problematisiert, auch haben Interkulturalität und Fragen der interkulturellen Verständigung in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung in den letzten drei Jahrzehnten sichtlichen Aufschwung erfahren, doch eine breitere und systematischere Forschung der Zusammenhänge stellt immer noch ein Desiderat dar (Herwartz-Emden, Dresel, Hartinger, Rost-Roth & Schneider, 2008).

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Vor diesem Hintergrund war das grundlegende Ziel des Promotionskollegs eine vertiefte empirische Analyse der strukturellen, gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen, die in Zusammenhang mit den Bildungs(miss)erfolgen von Kindern und Jugendlichen stehen. Der Fokus der einzelnen Forschungen im Kolleg richtete sich dabei vorrangig auf die Frage, welche Aspekte pädagogisch-didaktischer Kompetenz in Bildungsprozessen zu einem ‚gelingenden‘ Umgang mit den heterogenen Voraussetzungen seitens der Schüler/innen beitragen. Insofern war es ein besonderes Anliegen, die Professionalisierung der Lehrer(innen)bildung im Zusammenwirken von Fachwissenschaften und Fachdidaktiken (Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie, Grundschulpädagogik/‑didaktik, Deutsch als Zweit‑/Fremdsprache) voranzutreiben und u.a. auf sog. ‚Best-Practice-Modelle‘ von Unterricht auszurichten. Eine weitere zentrale Zielstellung lag darin, so unmittelbar wie möglich in die Lehrer(innen)bildung/-fortbildung an der Universität zu wirken und somit einen Beitrag zu leisten, pädagogische Professionalität weiterzuentwickeln und auf diese Weise letztendlich für aussichtsreichere Bildungschancen von Schüler(inne)n einzutreten.

 

Zur Realisierung der Intentionen wurden einerseits empirische Projekte durchgeführt, die eine interdisziplinäre Zusammenarbeit intensivierten und die Erforschung bzw. Analyse der Problematiken aus verschiedenen Blickwinkeln ermöglichen sollten. Andererseits wurden Nachwuchswissenschaftler/innen in ihrem Qualifikationsprozess bestmöglich begleitet, gestützt durch eine strukturierte Promotionsausbildung im Rahmen der Graduiertenschule für Geistes- und Sozialwissenschaften (GGS) der Universität Augsburg. Diese Aspekte – der multiperspektivische Zugriff, die Interdisziplinarität und das themenspezifische Promotionsprogramm – waren die besonderen Charakteristika des Kollegs.

 

Die Stärke des Ansatzes lag darin, dass ‚Lehrer(innen)bildungsforschung’ genuin in die Fächer implementiert und in ihren Erträgen zugleich über den wissenschaftlichen Nachwuchs in die unterschiedlichen Professionsfelder des Bildungssystems weitergetragen werden sollten. Durch die interdisziplinäre Ausrichtung, die Initiierung diesbezüglicher Forschung und die Nachwuchsförderung sollte zudem einem drängenden Desiderat begegnet werden: Der Verbindung pädagogisch-psychologisch ausgerichteter Lehr-Lern-Forschung mit der allgemeinen und fachbezogenen Didaktik. Denn während es der traditionellen Didaktik oftmals an der empirischen Fundierung durch konkrete Lehr-Lernforschung mangelt, ist in der empirischen Bildungsforschung der theoriebasierte Referenzrahmen, mit dem sich Anforderungen an die pädagogisch-fachliche Kompetenz von Lehrpersonen bestimmen lassen (ebd.), ergänzungsbedürftig.

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Interdisziplinäre Forschungsbereiche und Projekte

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Das Promotionskolleg konzentrierte sich auf diejenigen Aspekte, die im Einflussbereich von Pädagog(inn)en liegen und an denen Lehrer(innen)bildung ansetzen kann. Dazu zählen die Lehrkräfte mit ihren spezifischen Kompetenzen ebenso wie die Merkmale und Bedingungen erfolgreichen Lernens auf Seiten der Heranwachsenden. Die Fokussierung wurde von den beteiligten Disziplinen auf vier Analyseebenen ausgearbeitet – auf der Ebene unterrichtlicher Lehr-/Lernkontexte, der Ebene des außerunterrichtlichen schulischen Kontextes und des sozialen Nahbereichs von Schule, der Ebene des familialen Umfelds der Kinder und Jugendlichen sowie auf der Ebene des Bildungssystems. Damit eröffnete sich eine differenzierte Perspektive auf das Zusammenspiel einzelner Bestimmungsfaktoren im Bildungsprozess, die zudem Aussagen über deren Wechselwirkungen ermöglichen sollte.

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Konkret wurden die folgenden Projekte von den sieben Stipendiat(inn)en in Kooperation mit den Betreuer(inne)n verfolgt:
 

  • Unterrichtsorientierungen/-handeln von Lehrkräften (Dipl. Psych. Gabriele Steuer)

  • Feedback-/Korrekturverhalten von Lehrkräften (M.A. Carmen Ciancio)

  • Ethnisch-kulturelle Konstruktionen im Schulalltag – Differenz und Inklusion (M.A. Marissa Hey)

  • Bildungsentscheidungen zwischen Schule und Elternhaus (Dipl. Päd. Monika Lindner)

  • Familiale Prozessbedingungen des Bildungserfolgs (Dipl. Päd. Valerie Berner)

  • Schule im Stadtteil (Dipl. Päd. Julia Schneider)

  • Bildungspolitische und schulpraktische Gestaltung der Übergangspassage vom primär- zum sekundärschulischen Bereich (M.A. Ludwig Gasteiger)
     

Darüber hinaus waren Maria Hirschauer (Universität Augsburg), Linda Riebling (Universität Hamburg), Matthias Schmid (Universität Augsburg), Silvia Teschauer (Universität Augsburg) und GüneÅŸ Turan (Universität Augsburg) an das Promotionskolleg assoziiert.

 

Literaturhinweis zum Promotionskolleg:

Herwartz-Emden, Leonie; Dresel, Markus; Hartinger, Andreas; Rost-Roth, Martina; Schneider, Werner (2008): „Heterogenität und Bildungserfolg“. Antrag an die Hans-Böckler-Stiftung auf Einrichtung eines Promotionskollegs.

 

Zugriff am 10.01.2010 unter http://www.uni-augsburg.de/institute/ZdFL/Downloads/Promotionskolleg/PromotionskollegProgramm.pdf.

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